
Cristina Cortellini
Für eine zukunftsfähige Welt

Kantonsrat
Keine Diskriminierung beim Wohnen
«Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen.»
Meine Eltern sind in den 60ern aus Italien zugewandert. Die Schweizer Wirtschaft prosperierte und sie brauchte massenweise Arbeitskräfte. Ohne diese Ausländer:innen stünde die Schweiz heute nicht da, wo sie ist. In den Wohnungs-Inseraten hiess es «Nur für Schweizer». Die Folge? Menschen wie meine Eltern hausten zu überteuerten Preisen in Dachstöcken – dicht gedrängt, unerwünscht – aber wirtschaftlich gebraucht.
Wenn der Wohnmangel für Ausländerfeindlichkeit missbraucht wird
Aktuell werden wieder alte, schmerzhafte, populistische Parolen geschwungen: «Wohnige für oisi Lüüt». In der Politik bin ich mir echt vieles gewohnt, doch was ich letzte Woche lesen musste, hat mich entsetzt. Ich bin sicher, dass alle – ! - im Freundeskreis Leute kennen, die wie ich zugewanderte Eltern haben. Fragt mal nach, wie sich die damalige Ausgrenzung anfühlte! SO jedenfalls löst man keinen Wohnmangel – man schürt nur Feindbilder.
Wenn der Populismus nicht fertig gedacht wird
Das neuste Feindbild der Bürgerlichen heisst jetzt «Expat». Sollten wir nicht froh sein, dass unser Land floriert? Die Schweiz hat früh auf Innovation gesetzt – und Zürich ist heute das Epizentrum. Hier entstehen die Valleys der Zukunft: Robotics, Life Sciences, Space. Diese Cluster ziehen neue Unternehmen und globale Talente an – Menschen, die unseren Wohlstand sichern. Und nein: Diese Expats werden nicht im Dachstock wohnen. Sie sind gefragt – und mobil.
Wenn diese Talente keine passende Wohnung finden, ziehen sie weg. Und mit ihnen die Unternehmen; ausser, sie kaufen Wohnraum. Das treibt die Immobilien-Preise weiter nach oben – und beschleunigt die Gentrifizierung ganzer Wohngegenden. Das im Gegeneffekt schafft Banlieus und neue Probleme, die kaum mehr zu lösen sind. Von wegen «Einheimischenbonus». Das Nachsehen haben dann jene Menschen, die in den niedrig bezahlten Jobs tätig sind, in denen auch immer weniger Schweizer:innen arbeiten wollen.
Die Gründe, warum mehr Menschen Wohnraum benötigen, sind vielfältig und greifen ineinander: Wir leben länger nach dem Erwerbsleben, konsumieren, benötigen Pflege bis ins hohe Alter. Damit unsere Bedürfnisse gestillt werden, brauchen wir Arbeitskräfte. Junge Menschen ziehen aus, Paare trennen sich.
Dass neuerdings sogar FDP und SVP "Swiss first" propagieren und derart in die Wirtschafts- und Vertragsfreiheit eingreifen, ist auch aus wirtschaftllicher Sicht daneben und weit weg von Liberal.
Bezahlbarer Wohnraum ist begehrt – nicht nur in Zürich, sondern überall dort, wo die Wirtschaft boomt. Schon zur Zeit der Römer war das so. Wohnungsnot wurde immer gleich gelöst, auch bei den Römern – durch mehr Wohnraum.
Wir Grünliberalen setzen auf echte Lösungen: Bauen muss wieder attraktiver werden – mit schnelleren Verfahren, klaren Regeln, weniger Bürokratie und einer aktiveren flexiblen Raumplanung.
Wir müssen vor allem dort bauen, wo schon gebaut ist. Wir brauchen eine flexible Raumplanung, die wandelbares Wohnen ermöglicht, nicht verhindert. Leere Gewerbe- und Büroflächen müssen umgenutzt werden. Mit Zonen für bezahlbaren Wohnraum und Anreizen, damit bei Verdichtung auch günstige Wohnungen entstehen und unsere Quartiere sozial durchmischt bleiben. Mit günstigem Wohnraum vermindern wir, dass Umzugswillige in ihrer zu grossen Wohnung bleiben, weil es wirtschaftlich besser ist.
Wichtig ist, dass günstiger Wohnraum bei denen ankommt, die ihn brauchen – sei es durch Einkommens- und Vermögensgrenzen oder einer Mindest-Belegung. Anstelle von Leerkündigungen braucht es auch Anreize, damit Mietende während Sanierungen und Bauten Ersatzlösungen erhalten.
DAS sind bewährte Schlüssel gegen Wohnungsnot.