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Notariat

Kantonsrat

Zürcher Notariate: Stille Wahl oder Stilles Leiden?

Wissen Sie, wen Sie ins Notariat gewählt haben? Nein? Da sind Sie nicht alleine. Weil es in der Regel bloss eine "Stille Wahl" ist. Das Notariat wird zwar vom Volk gewählt. Da in Absprache nur der jahrelange stellvertretende Notar vorgeschlagen wird, kommt es zur "Stillen Wahl". Diese Person gilt als gewählt, ohne dass ein Wahlzettel ausgefüllt werden muss. 44 Zücher Notariatskreise: 43 Notare, 1 Notarin

Seit kurzem amtet im Kanton die zweite (2!) Notarin der Zürcher Notariatsgeschichte... Die Chancen, dass sie in Kürze eine Kollegin erhält, sind nicht gross. Sofern die Hürden - sprich "alten Zöpfe" - nicht abgeschnitten werden.


Job-Sharing statt 1 Vollzeit-Notar pro Notariatskreis ist problemlos möglich

Das Obergericht lässt bislang nur Vollzeit-Notare zu. Job-Sharing wäre gerade bei diesem Amt aber sehr gut möglich! Schliesslich können sich die jeweiligen Co-Leitungen die Aufgabengebiete sehr gut aufteilen. Dies würde den Job mit verstaubtem Image für Junge wieder attraktiver machen. Work-Life-Balance und Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist längst nicht mehr nur Frauensache! Auch Väter wollen mehr von ihren Kindern, als bloss Weekend-Papa zu sein.


Familienplanung und Karriereplanung sind schwierig aufeinander abzustimmen

Der Vollzeit-Notar hat jeweils einen Stellvertretender Notar als Zögling. Wird der Notar pensioniert, folgt ihm in aller Regel in "Stiller Wahl" der Stellvertretende Notar, sofern diese Person nicht vorher in die Privatwirtschaft oder anderswo wechselt. Denn unter Umständen "hockt" der Stellvertretende Notar für Jahre in einer Position fest, bis der Notar in seinem Kreis zurücktritt. Ein Wechsel in einen anderen Notariatskreis als Notar ist verpönt. Sogenannte "Querwahlen" oder Kampfwahlen gibt es nicht. Wer es dennoch wagt, ist anschliessend "Weg vom Fenster". (siehe 2014 Notariatskreis Dietikon). Eine Karriereplanung, welche mit der Familienplanung übereinstimmt, ist kaum möglich. Das ist für künftige Väter erschwerend, für künftige Mütter in der Regel ein Spagat.


Stellvertretender Notar als Zögling

In den 44 Notariatskreisen sind 21 Stellvertretende Notare rein männlich. Somit werden diese Notariatskreise in männlicher Hand bleiben. Lediglich 8 Notariatskreise haben eine rein weibliche Stellvertretung. Je nachdem, wann der Amtsinhaber zurücktritt, kommen diese Frauen zum Zug. Es sei denn, ihre Lebensplanung hat sie in die Privatwirtschaft mit grösserer Flexibilität und Planbarkeit gezogen. In 10 Notariatskreisen hat es weibliche und männliche Stellvertretende Notare. Wird es hier zum Novum Kampfwahl kommen? Oder wird jemand dem anderen den Vorzug geben, damit es auch hier zur Stillen Wahl kommt? 5 Notariatskreise haben gar keine Stellvertretung. Diese Stelle ist vakant. Warum interessiert sich niemand für diese Stellen? Ist der amtierende Notar "zu jung", als dass sich eine top-ausgebildete Person hier für Jahre "parkieren" will?


Ist das Zürcher Notariatswesen noch zeitgemäss?

Viele, welche die Ausbildung zur Notarin - zum Notaren auf sich genommen haben, verlassen nach einigen Jahren frustriert die Branche. Sie sprechen von verkrusteten und veraltenten Strukturen, vom Mangel, etwas bewegen zu können, von gläserner Decke, von mangelnder Öffnung und Förderung. Die Ausbildungswege seien verschlafen worden, es gäbe keine Perspektiven. Früher sei ein Notar ein Lebensjob gewesen. Heute ist das nicht spannend genug. Man könnte es spannend machen, doch die Branche wolle sich nicht dazu aufraffen. Und so wandern viele einst begeisterte Beurfseinsteiger ab.


Amtsnotariat versus Freiberufliches Notariat

In Zürich herrscht die am stärksten ausgeprägte Form des Notariats in der ganzen Schweiz. Das Zürcher Amtsnotariat ist für sämtliche Arten von Beuurkundungen zuständig. Die meisten anderen Kantone kennen das sogenannte Freiberufliche Notariat (Anwälte können auch Handlungen ausüben) oder Mischformen davon. Die Argumente, welche Zürcher Notare ins Feld führen (Rechtssicherheit, Neutralität, Datenschutz, etc) scheinen in den anderen Kantonen problemlos zu klappen.




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