
Cristina Cortellini
Für eine zukunftsfähige Welt

Kantonsrat
Oct 27, 2025
Eine neue kantonale Wohnanstalt löst keinen Wohnmangel
Im Kanton Zürich gibt es rund 800'000 Wohnungen. Davon sind etwa 75'000 gemeinnützig. In der Stadt Zürich sind es über 46'000, also rund 27 Prozent des städtischen Wohnungsbestands. Im restlichen Kanton liegt der Anteil bei gerade einmal 5 Prozent. Für die nächsten 5 Jahre rechnet man im Kanton mit einem Bedarf von etwa 50'000 zusätzlichen Wohnungen.
Ein Beispiel aus meiner Wohn-Gemeinde Dietlikon: Mit etwa 8 000 Einwohner:innen verfügt Dietlikon über rund 3’800 Wohnungen. Gut 400 junge Menschen wollen in den nächsten Jahren vom Elternhaus ausziehen und im Ort bleiben. Wenn nun im Rahmen einer kantonalen Wohnanstalt mit einem Dotationskapital von 500 Millionen Franken «einige hundert Wohnungen erstellt» würden – was auf 160 Gemeinden gerechnet 1 bis 2 neue gemeinnützige Wohnungen pro Gemeinde bedeuten würde – dann bringt das für Dietlikon nichts. Diese ein-zwei Wohnungen lösen nicht das Problem von 400 jungen Menschen, die in der Gemeinde bleiben wollen und Wohnraum suchen.
In Dietlikon gibt es ehemalige Industrieareale, die sich hervorragend für neue, durchmischte Quartiere eignen würden. Wenn der Kanton uns Gemeinden erlaubt, solche Flächen als Mischzonen zu entwickeln, können wir Hunderte neue Wohnungen schaffen – auch bezahlbare. Dafür brauchen wir Unterstützung bei der Umzonung, nicht eine zentrale Institution, die irgendwo im Kanton ein paar Wohnungen baut.
Eine kantonale Anstalt, die von allen Steuerzahlenden getragen wird, aber vielleicht nur eine handvoll Auserlesene mit einer gemeinnützigen Wohnung beglückt – das ist der falsche Weg. Die 500 Millionen Franken können sinnvoller eingesetzt werden – zum Beispiel für die Verlängerung der Glattalbahn. Denn wenn wir in den Agglomerationsgemeinden tausende Wohnungen schaffen, müssen diese gut an den öffentlichen Verkehr angebunden sein.
Die Gemeinden sind der Ort, an dem Lösungen entstehen. Wir wissen, wo gebaut werden soll, wir kennen die Bedürfnisse unserer Bevölkerung, und wir tragen die Verantwortung für die Entwicklung vor Ort. Was wir brauchen, ist nicht eine kantonale Wohnanstalt, sondern Flexibilität.
Der Gegenvorschlag der Initiative verfolgt den richtigen Ansatz: Er zielt auf eine Vereinfachung von Umnutzungen, auf mehr Handlungsspielraum für Gemeinden – und genau das bringt den Wohnungssuchenden im Kanton definitiv mehr. Votum im Kantonsrat: